Denn es steht geschrieben
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Zusätzliche Informationen
Bestellnr | 21020 |
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Autor | Rainer Schepper |
Ausführung | 185 S., kart. |
ISBN | 978-3-933037-83-1 |
Erschienen | 2011 |
Verlag | Angelika Lenz Verlag |
Inhalt:
Predigten eines Ungläubigen – Kritische Gedanken zum Neuen Testament
„Auch dieses Buch von Rainer Schepper ist getragen und durchdrungen vom unbestechlichen Geist eines ethisch geprägten Humanismus, der die Evangelien engagiert, aber vorurteilsfrei unter einem einzigen Gesichtspunkt würdigt: dem der integren Menschlichkeit und der für alle ohne Ausnahme geltenden Menschenrechte. Auch dort, wo der Autor die Waffe der Satire, der Ironie, des Spotts einsetzt, geschieht dies ausschließlich aus humanen Beweggründen, um die Fassaden und Illusionen falscher Christlichkeit, die sich in zwei Jahrtausenden Christentumsgeschichte gebildet haben, abzubauen.“ (Prof. Dr. Hubertus Mynarek)
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert, mit Schwerpunkt auf dem ersten Abschnitt. Hier setzt sich Rainer Schepper mit „Worten von Jesu” in seinen Predigten auseinander. Der zweite Abschnitt ist Petri und Pauli gewidmet. Wenn man sich auf eine intelligente und zugleich auch kurzweilige Art mit Bibelworten befassen will, ist dieses Buch die richtige Lektüre. Um den Inhalt, der sich in 31 Predigten gliedert, kurz zu charakterisieren, sei hier willkürlich die Predigt zu Matthäus 10, 34 „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert” herausgegriffen. Hier setzt sich Schepper mit den verheerenden Auswirkungen derartiger Evangelientexte auseinander, die nur dazu angetan sind, christlichen Hass, Fanatismus, Kampfgeist und Vernichtungswillen anzustacheln, wie sie ja auch durch die Geschichte belegt sind. Zum Schluss seiner Predigt zitiert er dann noch Matthäus 26, 5 (hier wurde beim Korrekturlesen übersehen, dass es Vers 52 heißen muss), in dem Jesus sprach: „Stecke dein Schwert in die Scheide. Alle die zum Schwert greifen, kommen durch das Schwert um.” Womit wir wieder bei der Feststellung angelangt sind, dass „mit der Bibel sich alles beweisen und begründen läßt, auch das Gegenteil. Darin liegt zugleich ihre Wertlosigkeit und ihre Gefährlichkeit.”
Das Lesen des Buches überzeugt davon, dass der Autor es aus einem tiefen humanistischen Gefühl heraus geschrieben hat, um zu zeigen, wo die Knackpunkte bezüglich ethischer Aussagen liegen, wo Dinge verdreht und zurechtgebogen werden, und warum ein derartiges System nicht mehr in unsere Zeit passt. Es ist für alle Menschen, die nicht mehr nach den Regeln des Christentums leben, sich aber trotzdem damit auseinandersetzen wollen, gute lehrreiche und zugleich unterhaltsame Lektüre.
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Kritische Gedanken zum Neuen Testament, so nennt Rainer Schepper seine Betrachtungen bekannter Worte aus dem Teil der Bibel, der für Christen der wesentliche ist, nämlich die sogenannten Evangelien und die Apostelgeschichte. In zwei Hauptteilen greift er zentrale Verse aus den Evangelien und aus einigen Apostelbriefen, speziell Briefe von Petrus und Paulus heraus und untersucht sie auf ihre Tauglichkeit als ethische Grundsätze.
Bemerkenswert an Scheppers Arbeit ist zum einen die Sorgfalt, mit der er an die gewählten Textstellen herangeht. Er nimmt nicht einfach nur einen Vers aus einem der Evangelien, wie es gewöhnlich bei Predigten geschieht, die einen Text herausgreifen, sondern er vergleicht die Verse über die Evangelien hinweg und stellt auch den Zusammenhang, in dem die Verse stehen, vor. Zum zweiten untersucht er nun diese Stellen auf ihre Tauglichkeit zur Ethik. Schepper trennt dabei zwischen Moral, die er als Einhalten vorgegebener Regeln versteht und Ethik selbst, die er als von jedem Einzelnen gründlich erarbeitete und durchdachte Grundprinzipien versteht, mit denen Menschen ihr tägliches Handeln bewerten und bestimmen. Ganz deutlich wird dies etwa im Kapitel zum Vers „wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Markus 16,16). Nun wird eine solche Trennung zwischen Moral und Ethik nicht durchgängig in der Philosophie aufrecht erhalten. Die Unterscheidung, die Schepper hier trifft, verweist mehr auf Theorien aus der Psychologie und deren Untersuchungen zur Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit. Dort werden einzelne Stufen des moralischen Urteils in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen postuliert, wobei jene Stufe, die Scheppers Definition von Moral entspricht, nämlich Gehorsam gegenüber vorgegebenen Normen, etwa der Stufe der konventionellen Moral entspricht, sofern Einsicht in die Notwendigkeit der Normen für die ganze Gesellschaft vorliegt, bei bloßem Gehorsam gegenüber vorgegebenen Regeln würde dies sogar nur einer präkonventionellen Stufe entsprechen. Die weitere Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit führt zur Einsicht in die Notwendigkeit übergreifender abstrakter ethischer Grundprinzipien, die aufgrund eigener Entscheidung als vernünftig und für alle geltend erkannt werden und deren Geltung im Diskurs gemeinsam erreicht wird.
Auch wenn Schepper auf solche Hinweise zur Entwicklung moralischen Denkens keinen Bezug nimmt, illustrieren seine Analysen der Textstellen sehr deutlich die Unterschiede zwischen der Einhaltung einer selbst erarbeiteten Ethik und dem Gehorsam gegenüber Regeln, die in sich widersprüchlich und ungenügend sind. Was Schepper auch immer wieder klar herausarbeitet, sind die Überforderungen, die viele der Verse von Menschen verlangen und deren Auswirkungen auf die seelische Verfasstheit des Menschen. Solche Überforderungen machen nicht nur Angst, wie er schreibt, sie machen auch depressiv.
Schepper vermeidet bei aller Kritik eine reine Schwarz-Weiß-Malerei, er findet lobende Worte für gute Ansätze und Sprüche, macht aber immer wieder deutlich, dass sie im Kontext gesehen eben nur eine Seite darstellen und in Widerspruch zu vielen anderen weniger positiv zu sehenden Textstellen stehen.
Scheppers Buch ist für jeden, der sich mit Bibelzitaten und ihrem Gehalt auseinandersetzen will, eine wichtige Quelle, auch als Argumentationshilfe, wenn mal wieder auf die Überlegenheit einer christlichen Moral und Lehre gegenüber Ungläubigen abgehoben wird. Es ist gut lesbar und sehr übersichtlich und regt vielleicht an, sich auch mit anderen Versen einmal ähnlich kritisch auseinanderzusetzen.
Renate Bauer
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