Von der Illusion zur Realität – Beiträge zu einer Philosophie der Aufklärung, des Realismus und der Lebenskunst

36,90 

Zusätzliche Informationen

Bestellnr

20936

Autor

Jochen Schaare

Ausführung

644 S., kart.

ISBN

978-3-933037-25-1

Erschienen

2003

Verlag

Angelika Lenz Verlag

Inhalt:

Selbstdenken ist die Maxime der Aufklärung, es geht um Autonomie des Denkens und um Selbstbestimmung im Handeln. Dem liegt ein Menschenbild zugrunde, welches die Jahrhunderte bis heute entscheidend geprägt hat. Es ist gewiss kein Zufall, sondern Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins, dass mit der Vergewisserung der universalen Grundlagen des Menschseins das Fundament seines politischen, ethischen und erkenntnistheoretischen Denkens legt. Aufklärung ist zuallererst Aufklärung über sich selbst, ein Ausgang ins Freie, der Mut „allein zu gehen“, ohne Leitung eines anderen. Das vorliegende Buch versteht der Autor als Beitrag zur Aufklärung und Orientierung, denn der Mensch wird bestimmt durch das, was er glaubt oder erkennt. Auch ist es wahr, dass ohne eine Sinnbemühung nicht recht gelebt werden kann; aber den jeweiligen Sinn schafft sich jeder aufgeklärte Mensch in Auseinandersetzung, durch Kritik und Übernahme der nationalen und europäischen Kulturvorgaben selber. Er ist diesseitig bestimmt, aber gewiss nicht traditionslos, nihilistisch oder kulturvergessen. Der Mensch ist ein Werdender, der stufenweise erst er selber wird.

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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG

Das Philosophieren fängt nicht immer mit dem Staunen und Sichwundern an, sondern ebenso aus dem Leiden und damit aus der Unversöhnlichkeit mit der Ungerechtigkeit und Unwissenheit. Aufgrund von mannigfaltigen Beobachtungen und Analysen, nach denen das Selbst- und Welterleben schmerzhaft dem Erkennenden ins Bewusstsein kommt, konzentriert sich der Autor im vorliegenden Buch auf die großen und weniger großen Philosophen, die in Deutschland und im Abendland das freie Denken lehrten. Diese repräsentative Auswahl bedeutender Selbstdenker der griechisch-römischen Antike und der deutschen und französischen Aufklärung des 17. und 18. Jahrhundert bis hinein in die Gegenwart vermitteln ein eindrucksvolles Bild von der Vielfalt lebendiger Probleme in biographischen Skizzen un dAbhandlungen, mit denen Denker wie Voltaire, Diderot, Holbach, Thomasius, Kant, Nicolai, Abbt Garve, Voß, Heine, Feuerbach, Nietzsche, Freud, Bollnow, Goethe, Camus oder Demokrit, Seneca, Epiktet, Seneca, Cicero und Marc Aurel erörtert und dargestellt werden. In diesem schön gestalteten Band findet man daneben instruktive Essays mit realistischer, kompakter begrifflicher Diktion über das Verhältnis von Illusion un dRealität und über philosophische Ethik und realistische Lebenskunst. Die sachliche Wucht der Sprache des Autors ist an sich schon Aufklärung und verleitet zum Weiterlesen. Das Buch ist eine große Antwort auf das Schicksal überlieferter und zeitgenössischer Aufklärung und ist diesbezüglich ein Standardwerk, das auf die Erhaltung des Wissens zielt, das wir Deutschen und Europäer besitzen und das heute im Zeitalter des New Age, der Esoterik und des Fundamentalismus verloren zu gehen droht.
Der Autor entwirft in dem vorliegenden Buch ein breit angelegtes Panorama aufgeklärter religionskritischer Philosophie. Sein Blick richtet sich auf die großen Zentren der Aufklärung in Frankreich und Deutschland, begreift aber die Aufklärungsphilosophie in ihren europäischen Dimensionen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein hatte die Philosophie Mühe, sich von der theologischen Erbschaft und Bevormundung zu befreien. Vielleicht kann man sogar sagen, dass Holbach und Kant die ersten wahrhaft von der Scholastik unabhängigen Denker waren, denen der stürmische Aufbruch des philosophischen Idealismus in Deutschland folgte, aus denen später die Lebensphilosophie und schlieißlich der Existentialismus, Positivismus und Pragmatismus erwuchsen. Die gediegenen Abhandlungen des Buches sind Instruktionen der Aufrklärungsphilosophie, die man jedem denkenden und wissbegierigen Menschen gönnen und empfehlen mag und die Anlass geben mögen, eigene Forschungen zu intensivieren, zumal der Anmerkungs- und Literaturteil über 100 Seiten beträgt.
Selbstdenken ist die Maxime der deutschen Aufklärung schon lange vor Immanuel Kant. Es geht also um die Autonomie des Denkens und um Selbstbestimmung im Handeln. Dem liegt eine Menschenbildung zugrunde, die die Jahrhunderte bis heute entscheidend geprägt hat. Dies ist gewiss kein Zufall, sondern Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins, welches mit der Vergewisserung der universalen Grundlagen des Menschseins das Fundament seines politischen, ethischen und erkenntnistheoretischen Denkens legt. Aufklärung ist zunächst einmal Aufklärung über sich selbst, ein “Ausgang ins Freie”, wie Kant für die deutsche Aufklärung sagt, der Mut, “allein zu gehen”, ohne die Leitung der ideologischen Machthaber. Ein solcher Weg ist aber nicht traditionslos, nihilistisch oder kulturvergessen – ganz im Gegenteil -, sondern ein Weg, den der Mensch durch Kritik und Übernahme der nationalen und europäischen Kulturvorgaben gewinnt. Die Stärke des Autors sind seine klaren Aussagen und Urteile.
Die Griechen haben als erste die Fragen gestellt, die die Philosophie bis heute beschäftigen, auch die Fragen des rechten Lebens. Sie haben grundsätzliche Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, die im Laufe der Philosophiegeschichte immer wiederkehren. Daher muss jedes Philosophieren zu ihnen zurückgehen. Wir erkennen in den Ereignisverkettungen, denen Seneca, Cicero, Demokrit, Epiktet oder Marc Aurel ausgesetzt waren und diese zum Selbstsein und zur Lebenskunst zwangen, paradigmatische Lebensläufe, die an unsere eigene geschichtliche Situation erinnern. Aber wir haben mehr Abstand vom Alpdruck der Geschichte, wie er etwa durch Jacob Burckhard geschildert wird, der den Untergang der griechischen Polis erzählt. In antiker Gestalt ist alles vergangen und ins Zeitlose hinaufgehoben. Solche Klassiker der Geschichtsschreibung muss der gebildete Mensch kennen und daraus für sich selbst als Lebenskunst, Religionsgeschichte und -philosophie zu lernen suchen. So ist es erstaunlich, mit welcher Prägnanz die Philosophen und ihre inhaltliche Substanz für die Ethik und Lebenskunst auf verhältnismäßig knappem Raum zusammengedrängt wurden. So etwa in den Viten von Voltaire und Diderot. Diderot ist bekannt als einer der Großen der französischen Aufklärung und als Herausgeber der Enzyklopädie, jenes von Kirche und Königtum bekämpften Großwerkes, in dem die besten Köpfe, so auch der Freiheit von Holbach, mitwirkten und den zeitgenössischen Wissensstand in Naturwissenschaft (Holbach), Philosophie und Kunst zusammenfassten. Ganz ähnlich die deutsche Aufklärung unter Friedrich Nicolai, der die Allgemeine deutsche Bibliothek (ADB) mit 264 Bänden herausbrachte. Dies trug erheblich dazu bei, dass im Zeitraum zwischen 1750 und 1800 der Anteil der theologischen Literatur auf 6 % sank (1625: 45,8 %). Das liegt u.a. daran, dass der Mensch der Neuzeit im wachsenden Maße nicht mehr den Religionslehren glaubt, die ihm überliefert werden. Nun will er durch Selbstdenken erkunden, was seine Bestimmung sein soll. Der Autor versäumt es aber nicht, auf die gegenwärtigen Gefahren von Desintegration in der Esoterik und im Fundamentalismus hinzuweisen, wo das Überwuchern der Phantasie- und Machtfunktionen zum bestimmenden Faktor und damit zu Gefahren von Aufklärung und westlichen Demokratien werden können. In diesen Wahnwelten leben die Menschen wie in einem gefährlichen Dschungel und verhalten sich dementsprechend mit magischen Ritualen und zauberähnlichen Stereotypen des Überlebenskampfes.
Der Autor vertritt eine tapfere agnostische und skeptische Geisteshaltung und gibt eine anspruchsvolle Einführung in das Denken und die Lebenskunst.

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