Darwin, Haeckel und die Folgen – Monismus in Vergangenheit und Gegenwart

24,90 

Zusätzliche Informationen

Bestellnr

20988

Autor

Arnher E. Lenz / Volker Mueller (Hg.)

Ausführung

359 S., kart.

ISBN

978-3-933037-56-5

Erschienen

2006

Verlag

Angelika Lenz Verlag

Inhalt:

1906 wurde der Deutsche Monistenbund in Jena gegründet, dem sich schnell viele freigeistige Persönlichkeiten, Wissenschaftler und Künstler anschlossen. Sein Inspirator war der Naturwissenschaftler und Philosoph Ernst Haeckel. Das vorliegende Buch enthält Beiträge von verschiedenen Autorinnen und Autoren, die sich mit der wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Situation in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, am Anfang des 20. Jahrhunderts und den Entwicklungen bis zum Jahr 1933 sowie der Zeit nach 1945 bis heute auseinandersetzen. Im Vordergrund stehen dabei die mit freigeistig-humanistischen Anliegen verbundene Herausbildung einer monistischen Weltanschauung sowie die Entwicklung des Verhältnisses von Philosophie und Wissenschaften. Anlass des Erscheinens dieses Sammelbandes ist der 100. Jahrestag der Gründung des Deutschen Monistenbundes (mittlerweile umbenannt in Freigeistige Aktion – für humanistische Kultur e.V.), verbunden mit einer kritischen Würdigung seiner inhaltlichen Beiträge für eine wissenschaftlich fundierte Weltanschauung. Die Vielschichtigkeit des Monistenbundes in den hundert Jahren aufgrund der agierenden Personen sowie der inhaltlichen und organisatorischen Verflechtungen mit den Freidenkern und den Freireligiösen wird deutlich. Die „Monismen“ der agierenden Natur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaftler erscheinen als Stärke, denn sie spiegeln die gegenseitige Befruchtung von Wissenschaft und Philosophie sowie die Pluralität auch in der freigeistigen Bewegung bzw. innerhalb der freien Weltanschauungen wider.
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REZENSION:
Kaum ein anderer Naturforscher wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland so verehrt und gehasst wie Ernst Haeckel. Denn der Jenaer Zoologe war ein überzeugter Anhänger Darwins und kämpfte in Wort und Schrift für die Verbreitung einer ausschließlich naturwissenschaftlich fundierten Weltanschauung. Die internationale Vereinigung der Freidenker kürte ihn 1904 auf einem Kongress in Rom sogar zum »Gegenpapst«. Zwei Jahre später wurde auf Haeckels Initiative hin im Zoologischen Institut der Universität Jena der Deutsche Monistenbund (DMB) gegründet, zu dessen Mitgliedern so berühmte Leute gehörten wie der Schriftsteller Wilhelm Bölsche, der Architekt Henry van de Velde, der Sexualforscher Magnus Hirschfeld und der Publizist Carl von Ossietzky. Wenn auch nicht alle die gleichen politischen Anschauungen vertraten, stimmten sie zumindest darin überein, dass Natur und Geist von einem einheitlichen Weltprinzip durchdrungen sind (daher Monismus).
1910 übernahm Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald den Vorsitz des Bundes, der sich nun besonders in der Kirchenaustrittsbewegung engagierte, aber auch eine kulturelle und sozialreformerische Tätigkeit entfaltete, die in ganz Deutschland für lebhafte Diskussionen sorgte. Von den anfänglichen Erfolgen gleichsam berauscht, verkündete Ostwald schon im Jahr 1911 den Beginn des »monistischen Jahrhunderts«, das jedoch 1933 ein jähes Ende fand: Die Nazis lösten den Deutschen Monistenbund auf. Doch bereits 1946 wurde er in den Westzonen neu gegründet und beschäftigt sich heute unter dem Namen »Freigeistige Aktion für humanistische Kultur« vornehmlich mit aktuellen Fragen: Werteunterricht in der Schule, Ethik und Genforschung, Verhältnis von Religion und Naturwissenschaft, um nur einige zu nennen. In einem kürzlich erschienenen Sammelband haben namhafte Wissenschaftler nun die wechselvolle Geschichte des Deutschen Monistenbundes nachgezeichnet und überdies die Frage zu beantworten versucht: Was ist Monismus überhaupt, und wie ist er historisch zu bewerten? Dem Leser werden dabei zahlreiche interessante Details geboten, die in der Literatur ansonsten kaum Erwähnung finden. Allein aus diesem Grund ist die Lektüre des Buches ein wahres Bildungserlebnis.
Festzuhalten jedoch bleibt: Vieles, was Haeckel sich vor 100 Jahren erträumt hat, ist so nicht wahrgeworden. Und dennoch: Die Tatsache, dass kaum noch jemand den Deutschen Monistenbund kennt, könnte auch ein Indiz dafür sein, schreibt der Philosoph Eckhart Pilick, dass das Anliegen des Bundes hierzulande auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Nicht zuletzt die großen Kirchen geben sich im Dialog mit den
Naturwissenschaften heute deutlich liberaler.
Martin Koch (Neues Deutschland)
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