Der anthropologische Materialismus Ludwig Feuerbachs – Höhepunkt und Abschluss der klassischen deutschen Philosophie

12,90 

Zusätzliche Informationen

Bestellnr

20954

Autor

Georg Biedermann

Ausführung

150 S., kart.

ISBN

978-3-933037-40-4

Erschienen

2004

Verlag

Angelika Lenz Verlag

Inhalt:

Wer war der Mensch Ludwig Feuerbach? Wie hat er gedacht, gearbeitet, gelebt? Unter welchen privaten und gesellschaftlichen Umständen ist seine bahnbrechende Philosophie entstanden? Die Abhandlung Georg Biedermanns dient der Erinnerung an den großen deutschen Philosophen, dessen Geburtstag sich am 28. Juli 2004 zum 200. Male jährt. Ludwig Andreas Feuerbach (1804–1872) hat sich, ähnlich wie seine Vorgänger Kant oder Hegel, aus ersten weltanschaulich und erkenntnistheoretisch geprägten Überlegungen zu einem hervorragenden Denker und Mitgestalter der klassischen deutschen Philsophie entwickelt. Georg Biedermann beschreibt nicht nur die Weltanschauung Feuerbachs, sondern gibt auch interessante Einblicke in das Privatleben und die familiären Hintergründe des berühmten deutschen Denkers.

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REZENSION:

“Wie muss des Denkers scharfes Schwert in eure Hasenseelen fahren!”
LUDWIG ANDREAS FEUERBACH und die Reform der Philosophie

Buchtitel können den Neugierigen und Lesewilligen mitunter täuschen. Sie können übertreiben, aber auch weniger versprechen, als man dann vorfindet. Letzteres ist hier der Fall. Wer auf eine umfassende und detaillierte Monografie zum Thema “anthropologischer Materialismus” hofft, wird die Schrift wahrscheinlich bald beiseite legen. Wer trotzdem weiter liest, wird einen erheblichen Gewinn hinsichtlich seiner allgemeinen und philosophischen Bildung davon tragen. Denn der mutige Leser stößt auf mehrere interessante und vielseitige Kapitel von Lebens- und Wirkungsgeschichte FEUERBACHs, auf Ausschnitte aus der Wissenschafts- und Zeitgeschichte des 19. Jahrhunderts, in denen einzelne Teile geschickt miteinander verwoben sind. Der Autor GEORG BIEDERMANN, Philosophiehistoriker und emeritierter Professor der Universität Jena, beschreibt nicht nur die Weltanschauung LUDWIG FEUERBACHs und ihre Bedeutung für seine Zeit und darüber hinaus, sondern gibt auch Einblicke in das Privatleben und die familiären Beziehungen des großen deutschen Denkers.

BIEDERMANN geht davon aus, dass die Welt- und Lebensanschauung FEUERBACHs auf der Grundlage von drei aufeinander folgenden Überzeugungen gereift ist: “Gott war mein erster Gedanke, die Vernunft mein zweiter, der Mensch mein dritter und letzter Gedanke.” Entsprechend diesen Gesichtspunkten vollzieht er den philosophischen Entwicklungsgang des Denkers in den Grundzügen nach. Dabei zeigt der Autor in den ersten drei Kapiteln seiner Schrift, wie FEUERBACH allmählich, aber zielstrebig zum Philosophen heranwächst. Es wird deutlich, dass LUDWIG FEUERBACH – an HEGEL anknüpfend – ein eigenständiger kritischer Denker war, der sich frühzeitig dem Menschen und seinen Daseinsproblemen zuwandte. Dabei betrachtet BIEDERMANN die Philosophie FEUERBACHs als “ein festes Glied in der Kette der sich formierenden philosophischen deutschen Klassik” (S. 5). Aber als solche stellt er sie nicht isoliert dar, sondern setzt sie zum Denken vieler anderer Philosophen in Beziehung, auf dem FEUERBACH aufbaute, Philosophen, die seine Vorgänger, Zeitgenossen und Nachfolger waren. BIEDERMANN weist auch darauf hin, dass die philosophischen Auffassungen LUDWIG FEUERBACHs in Künstlerkreisen des 19. Jahrhunderts sehr populär wurden und nennt Gründe hierfür.

In verschiedenen Abschnitten seines Buches wendet sich GEORG BIEDERMANN einzelnen philosophischen Ansichten FEUERBACHs im Detail zu. So erläutert er beispielsweise den ursprünglichen und “säkularisierten” Religionsbegriff. An anderer Stelle legt er dar, wie FEUERBACH die “genetisch-kritische Methode” in der Naturphilosophie sieht und anwendet; wie dieser “die Natur als das bestimmte, was sie in Wirklichkeit ist; als den Ursprung und den Grund aller Dinge …” Und er lässt uns an zahlreichen Stellen seines Buches einzelne Bausteine des anthropologischen Materialismus wissen.
Der Autor sieht die Lebens- und Weltanschauung des Philosophen FEUERBACH nicht als abgeschlossenes fertiges System. Er arbeitet vielmehr heraus, wie sich diese unter dem Einfluss anderer Auffassungen und von Ereignissen der Zeitgeschichte allmählich entwickelt und unter dem Ausschluss von Abwegen gefestigt hat. Hierbei bleibt BIEDERMANN nicht beim reinen Inhalt und der Werksgeschichte stehen, sondern ordnet ihnen auch philosophische Persönlichkeiten und ihre Positionen zu. Das geschieht recht eingängig bei seinem Streifzug durch FEUERBACHs “Geschichte der neueren Philosophie”. Dabei geht BIEDERMANN auch auf Veränderungen im Denken des Philosophen ein, zum Beispiel wie sich sein “pantheistischer Sinn” allmählich zum Materialismus bildete, und er skizziert den Erkenntnisweg, den FEUERBACH hierzu genommen hat.

Bei all dem vermittelt uns GEORG BIEDERMANN nicht den Eindruck, dass die Philosophie LUDWIG FEUERBACHs etwas Vollkommenes sei. Er verweist vielmehr aus seiner eigenen Sicht und aus der von KARL MARX auf bestimmte Grenzen:
So hielt FEUERBACH trotz manch atheistischer Positionen an der Religion fest. Er blieb hinsichtlich der gesellschaftlichen Bezüge des Menschen und seiner Religion ein Idealist. FEUERBACH vermochte auch den “empirisch-metaphysischen Rahmen” seines Naturbegriffs “nicht zu durchbrechen”.
Die Ursachen dieser Grenzen berücksichtigend kommt BIEDERMANN trotzdem zu dem Schluss, dass die Philosophie FEUERBACHs “die progressivste Philosophie in der Mitte des 19. Jahrhunderts war”.

Ein Vorzug der Schrift von GEORG BIEDERMANN ist es, dass der Leser in ihr auch etwas über den Menschen LUDWIG FEUERBACH erfährt, über seine familiären Beziehungen und Verhältnisse, über seine Bekannten und Freunde, über seine Persönlichkeit: die eigene und von anderen geforderte Pünktlichkeit, seine Tierliebe, seine Vorliebe für theoretisches Arbeiten, aber auch die Stagnation seiner Philosophie nach 1843 und ihre Ursachen.
In all den Darlegungen zeigt sich, das sich GEORG BIEDERMANN nicht nur vorzüglich in der Geschichte der Philosophie auskennt, sondern er erweist sich ebenfalls als exzellenter FEUERBACH- Kenner, der bereits ein Buch über den Philosophen publizierte (Ludwig Andreas Feuerbach. – Leipzig ; Jena ; Berlin, 1986), der sich zu seinem Atheismus äußerte (Zum Begriff des Atheismus bei Ludwig Feuerbach. – Neustadt : Lenz, 1998) und im 2004 bei Lenz erschienenen Sammelband darstellte, “Wie Ludwig Feuerbach in seinen Vorlesungen zur Logik und Metaphysik schon um 1829/31 den vom Menschen abgeleiteten Grund für seinen anthropologischen Materialismus legte”.
Dem Buchtext ist eine Zeittafel und Bibliografie angefügt, die dem Leser Auskunft über die wichtigsten Lebensdaten FEUERBACHs gibt und seine Werke und Schriften geschichtlich einordnet. 309 Anmerkungen und Quellenverweise sowie eine Aufstellung der Werksausgaben des Philosophen und von Sekundärliteratur über ihn belegen die aufwändige und sorgfältige historische Arbeit des Autors.

Die Abhandlung GEORG BIEDERMANNs erinnert an den großen deutschen Philosophen LUDWIG FEUERBACH, dessen Geburtstag sich am 28. Juli 2004 zum 200. Male jährt. Sie reiht sich ausgezeichnet in die vielfältigen schriftlichen und mündlichen Äußerungen anlässlich dieses Jubiläums ein. Dem an der klassischen deutschen Philosophie und an der Person des Philosophen interessierten Leser sei sie ausdrücklich empfohlen.

Dr. Dr. JAN BRETSCHNEIDER

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